Weit über das Land von Peter Stamm

Der Roman Weit über das Land von Peter Stamm ist ein Versuch, der Leere hinter den Dingen irgendwie habhaft zu werden. Die Handlung ist einfach erklärt: Ein Mann steht auf und geht weg. Er lässt seine Familie, seine Arbeit, sein Zuhause hinter sich und geht weg. Ohne Erklärung, ohne nachvollziehbare Absicht, ohne ein Ziel. Und was sonderbar unaufgeregt beginnt, entfaltet auf jeder neuen Seite zunehmend einen eindringlichen Sog, der mich etwas ratlos zurücklässt.

Und die Ratlosigkeit, mit der mich Weit über das Land zurücklässt, ist genau dieselbe, die ich dem Leben gegenüber spüre. Und genau das ist das Kunststück, das Peter Stamm mit Weit über das Land gelingt, er destilliert die Verlorenheit des eigenen Bewusstseins in einer Welt heraus, die ganz einfach nicht erklärbar ist – auch wenn einem die menschengemachten Realitäten tagtäglich versuchen, etwas anderes vorzugaukeln.

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Ist das Buch interesannt für dich? Alle Informationen zu Weit über das Land von Peter Stamm auf einen Blick:

• Das Buch handelt von einem Ausstieg aus der Konformität des modernen Lebens
• Die Themen Familie, Beziehung, Motivation und Sinn des Lebens werden darin bearbeitet
• Die Geschichte entwickelt einen intensiven Sog
• Sprachlich ist das Buch einfach gehalten und lässt sich leicht lesen, was die Wirkung der Geschichte noch verstärkt

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Astrid, ihr Mann Thomas und die beiden Kinder sind gerade aus dem Urlaub zurückgekommen. Astrid und Thomas trinken auf der Terrasse noch ein Glas Wein, während die Kinder sich im Haus schon fürs Bett fertigmachen. Astrid geht hinein, um nach den Kindern zu sehen. Dann legt sie sich schlafen. Thomas hält noch einen Moment inne. Dann steht er auf und geht. Das ist der Anfang von Weit über das Land von Peter Stamm. Die ersten Seiten hoffe ich noch auf eine Erklärung – wenigstens auf einen Anhaltspunkt.

Doch meine Hoffnung wird enttäuscht, es wird keinen geben. Aber das ist am Ende genau das, was für mich funktioniert. Peter Stamm erklärt seinen Protagonisten nicht. Er begleitet ihn stattdessen auf seiner einfachen und ruhigen Wanderung durch die Natur der Schweizer Alpen. Die Landschaft, die Bäume, die Tiere werden zu den stillen Weggefährten Thomas‘, ohne dass ich das Gefühl bekomme, Thomas würde eine Wandlung zu hippiesker Spiritualität durchlaufen.

Zum Glück kein Krimi

Nein, im Gegenteil, Thomas bleibt sachlich. Er betrachtet die Schönheit um sich herum. Aber meine Bewertung der Dinge kann ich ganz allein selbst vornehmen. Astrid derweil bemerkt das Verschwinden ihres Mannes erst am nächsten Morgen. Auch wenn sie eine Zeitlang die Formalia abhakt, die es mit sich bringt, wenn der eigene Mann verschwindet, ist ihr eigentlich von Anfang an klar, dass Thomas nicht wiederkommen wird.

Sie versucht es, den Kindern beuizubringen, findet Unterstützung bei dem ermittelnden Polizisten, bespricht, was zu tun ist, mit Thomas‘ Arbeitsstelle. Aber nie wird die Geschichte zu einer kriminalistischen Unnötigkeit. Es geht nicht darum, ob Thomas wiederkommt, es geht nicht darum, was genau der Auslöser für Thomas‘ Aufbruch war. Mit Weit über das Land schafft es Peter Stamm, eine Bedeutung herzustellen, indem er den Dingen ihren Raum lässt, sie nicht benennt.

Astrid erinnert sich an Momente aus der Vergangeheit mit Thomas. Wie die beiden sich kennenlernten, lose Wegmarken auf ihrer gemeinsamen Reise. Sie folgt Thomas in die Berge, er ist ihr aber stets einige Zeit voraus. Irgendwann kommt der Punkt in der Handlung von Weit über das Land, an dem sich auch die eigene Gegenständlichkeit der Geschichte auflöst. So, wie Thomas Motive im Vagen und dadurch so Greifbaren bewegen, transzendiert die zweite Hälfte von Weit über das Land einem Ende entgegen, das mit aller Kraft verdeutlicht, was Peter Stamm uns hier sagen möchte.

Sprachlich reduziert

Sprachlich hat mich das Buch übrigens anfangs nicht mitgenommen. Aber am Ende ist das einerlei, hier geht es mir wirklich um den Inhalt. Und vielleicht ist es gerade die banale unauffällige Sprache von Peter Stamm, die Weit über das Land die nötige Schärfe verleiht, die es wirken lässt. Und am Ende klappe ich das Buch zu und denke mir, dass es eine wirkliche Bereicherung für mich ist. Und wenn ich das von einem Buch sagen kann, dann ist doch alles in Ordnung. Daumen hoch für Weit über das Land von Peter Stamm.

Unter dem folgenden Link kannst du dir das Buch bei genialokal.de ansehen: Weit über das Land von Peter Stamm bei genialokal.de

Weiteres Material zu Weit über das Land

Bei stuttgarter-nachrichten.de kannst du ein Interview mit Peter Stamm finden, bei dem es unter anderem auch um Weit über das Land geht. Er wirft dort nochmal eine andere Idee auf, einen anderen Blickwinkel auf das Buch.